Brost:
Der Erfolg einer Bank beruht auf einer klaren strategischen Positionierung.
Was sind die Kernpunkte der Strategie Ihres Hauses im Private Banking?
von
Wedel: Zwei Aspekte sind entscheidend. Zunächst unser
innovatives Privatbank-Modell "Best of two worlds": Delbrück Bethmann
Maffei verbindet die Vorzüge
jahrhundertealter Privatbank-Erfahrung mit den Stärken eines
international führenden
Finanzkonzerns. Wir bekennen uns zu unseren lokalen Wurzeln und
legen in der Beratung
großen Wert auf Kontinuität sowie strikte Objektivität.
Darin unterscheiden wir uns von den
Großbanken. Darüber hinaus können wir unseren Kunden
die Marktzugänge, das Knowhow
und die technischen und finanziellen Ressourcen der ABN AMRO bieten.
Dies hebt uns
von den klassischen deutschen Privatbanken mit regionalem Radius
ab.
Darüber hinaus hat Delbrück Bethmann Maffei als einzige
Privatbank in Deutschland
Kundenverbundenheit zum strategischen Ziel erhoben - und damit
auf eine Stufe mit dem
wirtschaftlichen Erfolg des Bankhauses gestellt. Unser Ziel ist
es, am Markt als das
Bankhaus mit der höchsten Kundenzufriedenheit anerkannt zu
sein. Mittelfristig wollen wir
die führende Privatbank in Deutschland sein, wobei wir darunter
eine Verbindung aus Größe
und Qualität verstehen.
Brost: Ihr Haus ist einerseits
eine Privatbank, andererseits aber Teil eines
international operierenden Finanzkonzerns, der ABN AMRO Gruppe.
Welche
Bedeutung hat diese – zunächst widersprüchlich
erscheinende – Struktur für die
Vermögensberatung?
von Wedel: Dieses Konzept, in dem wir das
Beste aus zwei Welten vereinen, bietet
unseren Kunden klare Vorteile. Wer ein komplexes Vermögen
in einem globalisierten
Kapitalmarktumfeld optimal anlegen möchte, kann sich mit dem
regionalen oder bestenfalls
nationalen Aktionsradius klassischer Privatbanken auf Dauer nicht
zufrieden geben. Dank
unserer Einbindung in die ABN AMRO-Gruppe können unsere Kunden
ihre individuellen
Vermögensstrategien weltweit gezielt umsetzen und zugleich
von einem globalen
Kompetenznetzwerk sowie von größtmöglicher Bonität
und Sicherheit profitieren.
Außerdem sind wir aufgrund dieses innovativen Modells als
einzige Privatbank in
Deutschland in der Lage, uns ausschließlich um die Bedürfnisse
vermögender Privatkunden
zu kümmern. Alle übrigen Bankgeschäfte, etwa Unternehmensfinanzierung
oder Betreuung
institutioneller Anleger, übernehmen die Spezialisten der
jeweiligen Konzerneinheit. Diese
Aufgabenteilung sichert unseren Kunden ein umfassendes Angebot
für alle Fragen der
Vermögensverwaltung.
Brost: Welches sind für das Bankhaus Delbrück
Bethmann Maffei die zentralen Werte
im Zusammenhang mit der Betreuung vermögender Kunden? Welche
Rolle spielt die
Tradition Ihres Hauses?
von Wedel: Wir legen großen Wert auf
die klassischen Tugenden der Privatbankiers. Dazu
gehören die Individualität und Kontinuität in der
Betreuung sowie die lokale Verankerung.
Langfristiger Erfolg im Private Banking beruht auf engen, von wechselseitigem
Vertrauen
geprägten Kundenbeziehungen. Vertrauen entwickelt sich über
Jahre und überdauert nicht
selten mehrere Generationen. Von heute auf morgen lässt sich
enge Kundenverbundenheit
nicht herstellen. Insofern liegt in der am Markt anerkannten Privatbank-Tradition
von
Delbrück Bethmann Maffei eine besondere Stärke, die wir
systematisch weiter ausbauen
wollen.
Brost: Im Kontext einer individuellen Vermögensberatung wird
sehr häufig von der
Langfristigkeit in der zeitlichen Perspektive gesprochen. Welche
Rolle spielen
Möglichkeiten der kurzfristigen Vermögenswertsteigerung?
von
Wedel: Bei Delbrück Bethmann Maffei steht das Private
Banking ganz im Zeichen einer
langfristig angelegten Vermögensberatung. Nach unserem Verständnis
besteht die zentrale
Aufgabe eines Beraters darin, für jeden Kunden eine maßgeschneiderte
Gesamtvermögensstruktur zu entwickeln. Aus der individuellen
Strategie leiten wir dann
konkrete Anlageentscheidungen ab, die meistens einen langfristigen
Horizont haben.
Dagegen betrachten wir zum Beispiel die Prognose kurzfristiger
Kursentwicklungen an der
Börse nicht als Hauptqualifikation im Private Banking.
Brost: Bankleistungen sind – ihrer Natur nach – besonders
erklärungsbedürftige und
besonders vertrauensempfindliche Dienstleistungen. Die Produkte
zu erklären
erscheint bisweilen auch schon kompliziert, aber viel schwieriger
mutet es an, das
Vertrauen eines Kunden zu gewinnen. Welche Möglichkeiten hat
ein Betreuer, das
Vertrauen gerade der sehr vermögenden Kundenklientel, bei
der es ja nicht selten um
sieben- oder mehrstellige Geldbeträge geht, zu erreichen?
von
Wedel: Echte Kundenverbundenheit wird sich nur dann einstellen,
wenn der Kunde in
der Geschäftsbeziehung mehr empfindet als rationale Zufriedenheit,
etwa mit Blick auf die
Wertentwicklung seines Vermögens. Zu der rationalen Zufriedenheit
müssen emotionale
Komponenten treten, die im modernen Private Banking oft unterschätzt
werden. Emotionen
können durch die Qualität der Lösungen entstehen,
die dem Kunden angeboten werden und
auch nicht artikulierte Bedürfnisse abdecken. Emotionen werden
aber vor allem durch
persönliche Beziehungen und eine besondere Art des Umgangs
hervorgerufen, etwa durch
eine ausgeprägte Dienstleistungskultur, die über die
Erwartungen des Kunden hinausgeht.
Gerade die Kundenberater nehmen in diesem System eine Schlüsselrolle
ein.
Brost: Was zeichnet einen guten Mitarbeiter im
gehobenen Privatkundengeschäft
besonders aus? Was hebt ihn ab von dem Berater beim Konkurrenzinstitut?
Welche
Ausbildung sollte er haben, welche Eigenschaften sollte er mitbringen?
von
Wedel: Wir setzen bei unseren Beratern exzellentes Fachwissen
und berufliche
Erfahrung voraus. Ebenso wichtig sind aber charakterliches Format,
persönliche Reife und
eine offene, zuvorkommende Art.
Unsere Mitarbeiter sollen bereit sein, Teil des Lebens ihrer Kunden
zu werden. Gute
Kundenberater empfehlen sich durch ihre Lösungskompetenz,
bauen aber darüber hinaus
ein persönliches Verhältnis zu ihren Kunden auf. Dabei
vermeiden sie zu starkes
Einmischen in die Privatsphäre – sie bleiben Banker,
anstatt zum Freund zu werden.
Umso mehr ist die Kontinuität in der Betreuung ein zentraler
Erfolgsfaktor. Ein Kunde, der
sich auf ständig wechselnde Berater einstellen muss, wird
nur schwer eine emotionale
Bindung zur Bank herstellen
Brost: Private Banking
ist als Geschäftfeld mittlerweile auch
von den Großbanken
sowie den Sparkassen und Volksbanken entdeckt worden, nachdem die
Privatbankiers dieses Spielfeld lange Zeit quasi für sich
allein hatten. Wer aber sind
die zentralen Spieler im wirklich vermögenden Bereich – von
einigen Instituten auch "Wealth Management" genannt?
von Wedel: Wir erleben seit vielen Jahren grundlegende Veränderungen
in unserer
Branche. Von über 200 deutschen Privatbanken im Jahr 1960
sind heute weniger als 30 übrig. Ein Grund dafür sind
geänderte Marktbedingungen,
vor allem die fortschreitende
Globalisierung auf den Finanzmärkten, ein weiterer liegt in
den wachsenden Ansprüchen
der Kunden, deren Bereitschaft zum Wechsel ihrer angestammten Privatbank
steigt, je
transparenter die Märkte werden. Diese Konsolidierungswelle
ist in Deutschland noch nicht
abgeschlossen. Vor allem traditionelle Privatbanken und Vermögensverwalter
mit einem
begrenzten Aktionsradius werden sich im Wettbewerb auf Dauer kaum
behaupten können.
Brost : Nur die eigenen Produkte
der Hausbank angeboten zu bekommen, reicht
vielen Kunden nicht mehr aus. Ist der Ansatz der "open platform",
also des Verkaufs
beispielsweise von Fonds der Konkurrenten, Erfolg versprechend?
von
Wedel: Wir haben eben über Werte im Private Banking gesprochen.
Von großer
Bedeutung ist für uns in diesem Zusammenhang die Objektivität
der Beratung. Vermögende
Kunden beanspruchen zu Recht, ihre individuelle Anlagestrategie
mit den bestmöglichen
Lösungen umzusetzen, die am Markt verfügbar sind - unabhängig
davon, aus welchem
Haus ein Anlageprodukt stammt. Delbrück Bethmann Maffei wendet
das "Best-advice-Prinzip" konsequent an, unsere Berater wählen auf den
globalen Märkten diejenigen
Produkte aus, die den Zielen ihrer Kunden am besten entsprechen.
Die Anforderungen
gehobener Privatkunden lassen sich nur auf diese Weise erfüllen.
Das Verhältnis von
Eigen- zu Fremdprodukten liegt etwa bei 1:18, das heißt auf
den Verkauf eines ABN AMROFonds oder -Zertifikats kommen rund 18
fremde Produkte.
Brost: Vermögende Privatkunden
sind nicht selten auch erfolgreiche Unternehmer,
die auch Bedarf beispielsweise nach Finanzierungslösungen
für ihr Unternehmen
haben. Wie werden Sie dieser kundenseitigen Doppelrolle gerecht?
von
Wedel: Im modernen Private Banking sind die Anforderungen der
Kunden an "ihren"
Bankberater stark gewachsen. Dieser muss in der Lage sein, die
Vermögenssituation seiner
Kunden umfassend zu analysieren und überzeugende Lösungen
für sämtliche Finanzfragen
anzubieten - von der privaten Vermögensplanung über die
Unternehmensfinanzierung bis
zur Beratung bei Unternehmenskäufen oder -verkäufen.
Unser Ziel ist es, erster
Ansprechpartner unserer Kunden bei allen Vermögens- und Finanzierungsfragen
zu sein.
Wir können für unsere Kunden das globale Netzwerk der
ABN AMRO öffnen, einem der
erfolgreichsten internationalen Finanzkonzerne. Von diesem Wettbewerbsvorteil
profitieren
inzwischen viele Unternehmer, die uns ihr privates Vermögen
anvertraut haben.
Brost: Und abschließend: Wenn Sie – quasi vom runden
Tisch aus – ein Wealth
Management für eine ganz neue Bank konzipieren könnten.
Wie sähe dies aus? Oder
wäre es aufgrund der fehlenden Tradition gar nicht Erfolg
versprechend, dass ein
neuer Spieler "auf den Rasen" kommt?
von Wedel: Erfolg im Private
Banking ist an mehrere Bedingungen geknüpft. Dazu gehört
ein hohes Maß an Kundenverbundenheit und Vertrauen, das auf
der individuellen,
kontinuierlichen und umfassenden Betreuung vor Ort basiert. Unabdingbar
sind auch starke
internationale Ressourcen sowie höchstmögliche Bonität
und Sicherheit. Wer beim Aufbau
eines Private Banking-Geschäfts einen dieser Faktoren vernachlässigt,
wird sich am Markt
auf Dauer nicht behaupten können.
Brost: Herr von Wedel, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
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